Als Bümpliz noch ein Bauerndorf war, warfen die Stimmberechtigten (damals ausschliesslich Männer) nicht die Zettel in die Urne sondern gingen an die Gemeindeversammlung. Das von Bauern und Gewerblern dominierte Gremium beharrte darauf, diese an einem Arbeitstag abzuhalten. So war der Arbeiterschaft nicht möglich teilzunehmen.
Heute wären solche undemokratischen Methoden skandalös. Inzwischen stimmen die Menschen anonym und diskret an der Urne oder per Post ab. Seit 1971 dürfen auch Schweizerinnen in der Politik mitbestimmen – nicht nur Schweizer. Gleichzeitig haben auch heute 1/3 der Menschen in Bümpliz kaum politischen Rechte: weil sie – oder ihre Eltern – nicht von hier sind. Vielleicht wird gerade das in 100 Jahren als Skandal gewertet.
Die Arbeiterschaft und ebenso die Frauen haben in Bümpliz und der gesamten Schweiz Rechte erkämpft, von denen sie im Bümpliz von 1916 wohl kaum zu träumen gewagt hätten – auch wenn sie diese damals schon einforderten: eine Altersversorgung für alle, Mutterschaftsurlaub, Krankentaggeld, obligatorische Unfall- und Krankenversicherung, Arbeitslosenentschädigung und nach langem Kampf sogar die politische Gleichstellung von Mann und Frau.
Die Aufgabe der SP Bümpliz/Bethlehem, ob heute oder in den vergangenen 100 Jahren, war, ist und bleibt den Menschen, gerade auch den benachteiligten, eine Stimme zu geben, damit die Dinge besser werden, damit wir vorwärtskommen anstatt, dass neue Hindernisse uns die Zukunft verbauen. Wer den langen Kampf und die Vorteile für die Gesellschaft sieht, die hinter unseren Errungenschaften stehen, versteht umso weniger, warum wir in einem Zeitalter leben, wo wir ein solidarisches Gesellschaftsmodell gegen bürgerliche Mehrheiten verteidigen müssen, anstatt sie zum Nutzen der breiten Bevölkerung weiter gestalten zu dürfen.
Die SP Bümpliz/Bethlehem kämpft auch in diesem Abstimmungskampf. Wir kämpfen für den Wohnbau auf dem Viererfeld und die Förderung des Wohnbaus schweizweit per MieterInnen-initiative. Wir kämpfen für ein angemessenes Flüchtlingswesen. Und wir kämpfen für stabile, sichere und menschenwürdige Renten mit der AHVplus-Initiative die diesen Herbst zur Abstimmung kommt. Und dies – im Gegensatz zu unseren Gegnern – mit Reformen, von denen alle etwas haben – nicht nur einige Milchkühe.
Der Kampf war selten einfach, die letzten 100 Jahre. Aber wir sind uns dabei treu geblieben und haben vieles erreicht, was unsere Genossinnen und Genossen 1916 nicht für möglich gehalten hätten. So muss es weitergehen.
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